Abschied ist ein leises Wort
18. März 1994, Berlin
( 66 Jahre )
Geb. in Rostock in einer Schauspielerfamilie;
- 1945 Beginn einer Bauarbeiterlehre, dann Studium am Konservatorium in Kamenz, privater Schauspielunterricht,
- 1950 Prüfung; anschl. Engagement am Kreistheater Burgstädt, danach in Halberstadt, Magdeburg, Leipzig u. Schwerin;
- 1967 - 94 Mitgl. des Ensembles des Dt. Theaters Berlin; erster Fernsehauftritt in der Musiksendung "Klock 8 achtern Strom", die B. dann mehrere Jahre lang moderierte;
- ab 1961 zahlr. Filmrollen beim DFF, u. a. in "Die Abenteuer des Werner Holt" (1965), "Die Toten bleiben jung" (1968), "Schulmeister Spitzbart" (1969) u. den westdt. TV-Serien "Spreepiraten" (1989) u. "Tatort" (1990);
- berühmt in der Rolle des Hptm. Peter Fuchs in der TV-Serie "Polizeiruf 110" (1971 - 92, 83 Folgen); wiederholte Wahl zum "Fernsehliebling" der Wochenztg. "FF dabei".
Auf die Frage, was für ihn das größte Unglück sei, antwortete Peter Borgelt vor zwei Jahren einer Fernsehillustrierten: "Ein langes, unheilbares Leiden". Dann traf ihn ausgerechnet dieses Schicksal. Er verstarb nach mehreren Operationen, 66jährig an Krebs. Peter Borgelt war kein Star mit Glamaur und Allüren, sondern zurückhaltender Darsteller, der durch seine lange und stete Präsenz im DDR Fernsehen einen außerordentlichen Beliebtheitsgrad erlangte.
Zwar begann er einst am Theater und stand oft im DT auf der Bühne, zwar moderierte er die maritime Unterhaltungssendung "Kiock 8, achtem Strom" und spielte gelegentlich in Fernsehschwänken, doch seine gewaltige Popularität erlangte er in mehr als hundert Einsätzen als Hauptmann Fuchs in der Krimireihe "Polizreiruf 110". Er spielte dort einen Kommissar der leisen Töne, weder vergleichbar mit dem ruppigen Schimanski noch mit dem tranigen Derrick.
Fuchs war der Typ des väterlichen Polizisten, der verständnisvoll, aber streng all jenen gegenübertrat, die vom Pfad der Tugend abgewichen waren. Rorgelts Popularität basierte jedoch nicht nur auf seiner Schauspielerleistung, sondern auch auf der Beliebtheit der "Polizeiruf"-Reihe selbst. Die Krimis spiegelten neben den "Staatsanwalt"-Filmen als einzige Fernsehproduktionen ein Stück Realität im Land wider. Hier kamen soziale Missstände vor, hier traten gescheiterte Existenzen auf, hier wurde gemordet, geklaut und betrogen. Wichtiger als spektakuläre Verfolgungsjagden und brutale Prügelorgien war die Aufklärung der Gründe, die zu einer Straftat führten.
Diese Wirklichkeitsnähe wurde vom Publikum honoriert. Peter Borgelt erging es jedoch wie vielen seiner Fernsehkollegen: Er war auf die Rolle des Kommissars festgelegt. Ernsthafte Ausbruchsmöglichkelten hat es nie gegeben. Die Wende bescherte ihm zumindest das Angebot, einmal dem Klischee des gesetzten Schreibtisch-Ermittlers zu entkommen. In "Thanners neuer Job" gerät Kommissar Fuchs in die Hände brutaler Neonazis und damit an den Rand der physischen und psychischen Existenz. Da wurde von Borgelt mehr verlangt als das Abfragen von Tatmotiven. Und siehe da: Er hat auch das gekonnt.